Mittwoch, 30. Januar 2013

Wir waren lange in England unterwegs, in den Ferien, zusammen mit der Gattin. Wir besuchten viele Orte, sehr englische Orte, unter anderem einen Badeort, wo wir mit einem kleinen Motorboot einen Ausflug unternahmen, vorbei an alten Bauten, altem Gemäuer, seit Jahrhunderten unberührten Gärten, in denen noch uralte Kutschen standen. Dann ging es hinein in einen sehr schmalen Kanal, den wir bis zu seinem Ende befuhren, ein Ende ohne Ausgang, was aber kein Problem für den Kapitän bot. Er schaltete in den Rückwärtsgang und fuhr die gleiche Strecke in hohem Tempo zurück, wobei auf beiden Seiten des Schiffchens keine zwanzig Zentimeter Spielraum blieben. Im Ort selber trennten wir uns für kurze Zeit, und vereinbarten, uns gleich wieder beim Auto zu treffen. Das Auto war aber, wie ich mit Schrecken feststellen musste, vor drei Tagen parkiert worden, in einem der vielen englischen Orte, die wir besucht hatten, der Name wollte mir nicht mehr einfallen, ich machte mich gleichwohl auf, zu Fuss, in die Richtung, in der ich dachte, dass der Ort liegen würde, kam aber in eine ganz andere, noch nie gesehene Landschaft und musste den gleichen Weg wieder zurückgehen. In einer grösseren Ortschaft kam ich auf einen grossen schönen Platz, ich liess mich auf einer weiten Treppe nieder und entfaltete meine grosse Karte. Wenn ich die Reise Tag für Tag, Strasse für Strasse, zurückverfolgen würde, käme ich gewiss auf den Ort, wo wir das Auto zurückgelassen haben. Ich setzte mich also hin, machte mir aber viele Sorgen über die Gattin, sie würde das Auto ganz gewiss nicht mehr finden, das hielt ich für unmöglich. Möglicherweise werden wir uns erst zuhause wieder sehen, dachte ich.

Dienstag, 22. Januar 2013


Wir sind im Militär, in einem dreiwöchigen Wiederholungskurs, und rücken jetzt, am Montagmorgen, nach dem Wochenendurlaub ein, für die dritte und letzte Woche. Wir gehen mit Kameraden zur Kaserne, sind noch eine halbe Stunde zu früh. Wir sagen ihnen den Kameraden, dass hier in der Nähe der berühmte M wohne, ein alter Bekannter von uns, eigentlich fast ein Freund, ein sehr vornehmer Bekannter, der in ganz anderen Kreisen verkehrt als wir. Wir würden ihn gerne schnell besuchen und mit ihm ein Treffen vereinbaren, sagen wir unseren Kameraden, die von ihm auch schon gehört haben und beeindruckt sind, dass wir ihn persönlich kennen. Wir hatten sein Haus schon vor einer Woche gesucht, damals aber nicht gefunden. Er wohnt an der Strasse, die zur Kaserne führt. Jetzt sehen wir uns nochmals sehr genau die Hausnummern an. Diese sind auf eine ungewöhnliche Weise verteilt, es kommen zunächst höhere Zahlen, dann aber, unter sie verteilt, wieder kleinere. Eine Systematik ist nicht zu erkennen. Am Ende finden wir tatsächlich die Nummer 18, ein schönes herrschaftliches Haus, mit grossem Garten, genau gegenüber der Kaserne. Auf einer kleinen Terrasse, neben dem Hauseingang, stehen einige sehr vornehme Menschen, denen wir uns kaum zu nähern wagen. Wir treten aber schliesslich in den Garten und fragen nach M. Eine sehr schöne Frau, die vielleicht die Frau Mutter ist, gibt uns freundlich und herablassend Auskunft. M sei nicht da, er sei aber gerade beim Frühstück im Restaurant nebenan, wir könnten ihn dort treffen. Da wir noch immer glauben, genug Zeit zu haben, gehen wir in dieses Restaurant, das im Erdgeschoss recht gewöhnlich aussieht, einfach, etwa so wie ein Migros-Selbstbedienungsrestaurant, aber ein Untergeschoss besitzt, das eine vornehme Club-Athmosphäre besitzt und herrschaftliche Ansprüche erfüllt. M befindet sich dort, er liegt auf einem grossen Ledersofa und ist eingeschlafen. Vor ihm liegen auf dem Boden weitere Schlafende. Wir steigen über diese hinweg und erlauben uns, M zu wecken. Er begrüsst uns gnädig und sagt, er wisse es schon, dass wir kommen würden, man habe es ihm bereits gesagt. Unser Besuch ist ihm natürlich lästig, wir sind aber auch wirklich furchtbar aufdringlich, wenn wir so in den Morgenstunden erscheinen, dazu noch in Uniform. Wir könnten uns am nächsten Mittwoch sehen, sagt M, dann hätte er Zeit. Ob es aber am nächsten Mittwoch geht, weiss ich noch nicht, es ist möglich, dass wir noch in eine Verlegung kommen und nicht mehr hier in der Kaserne sind. Ich muss mich jetzt sehr beeilen und verabschiede mich. Wir bleiben in Kontakt, sagt M auf seine edle gediegene Art, die aber auch etwas unverbindlich ist. Und dabei versprechen wir uns von einem Gespräch mit ihm viel, er ist bei weitem der klügste Mensch, den wir kennen. Auch wir könnten ihm nützlich sein, wenn er das nur wollte. Der Weg zurück zur Kaserne erweist sich nun als ausserordentlich beschwerlich, er führt über einen anderen Ausgang in eine riesige Grube, in der schlechte und glitschige Wege hinaufführen. Wir nehmen zuerst mit zwei älteren Damen einen Weg, der einfach zu sein scheint, aber am Ende nur zu einem steilen Abhang führt, bei welchem sich oben Felsbrocken lösen und mit gewaltigen Sprüngen auf uns zu stürzen. Wir kommen mit Glück nicht zu Schaden und gehen zurück, nehmen einen der anderen Wege, die so schlecht sind, dass wir den letzten Teil am Boden ausgestreckt auf allen Vieren kriechen müssen und uns im Schlamm total verschmutzen. Wir sind überglücklich, als wir am Ende, oben angelangt, unter unseren Augen Kacheln sehen, wir also einen festen Boden erreicht haben und aufstehen können. Wir richten uns auf, die Kaserne ist nicht weit, wir haben aber nur noch fünf Minuten Zeit, und das reicht nicht mehr, um das Antrittsverlesen zu erreichen. Ausserdem werden wir weiter aufgehalten. Wir stossen nämlich auf eine schreckliche Tierquälerei. Jugendliche ziehen an drei Seilen ein Kalb in ein kleines schwelendes Feuer. Das Kalb ist schon angesengt, wehrt sich aber verzweifelt. Es gelingt ihm immer wieder, aus dem Bereich des Feuers und der heissen Asche auszubrechen. Wir schreiten ein, rufen, dass das eine schreckliche Tierquälerei sei, die verboten sei und bestraft werden würde. Ein Knecht, der die Jugendlichen anleitet, sagt aber, das sei eben eine Schlachtung, bei ihnen werde immer so geschlachtet. Jetzt steht das gepeinigte verschreckte Tier wieder im Feuer, es fällt sogar zu Boden, liegt in der Glut, springt aber todwund wieder auf und will sich retten. Wir wissen nicht wie weiter, sollten sofort in die Kaserne, um dort den Schaden in Grenzen zu halten, sollten aber auch hier einschreiten. Aber wie? Das Kalb ist ja schon halb tot und wird in den nächsten Minuten wahrscheinlich wirklich sterben, da ist es wohl besser, man lässt den Dingen ihren Lauf.

Freitag, 11. Januar 2013


Was für eine Parteiversammlung! Wir haben zu einer Parteiversammlung eingeladen. Es war höchste Zeit dafür, denn es ist April, und die letzte Versammlung fand vor sechs Monaten im November des Vorjahres statt. Als Parteipräsident sollten wir die Versammlung leiten, haben aber Schwierigkeiten, die Unterlagen dazu zusammenzustellen. In grosser Zeitnot durchsuchen wir einen Schrank mit Parteiakten, irgendwo in einem öffentlichen Gebäude. Dort werden viele kleine Dinge aufbewahrt, aber eine Traktandenliste oder ein Protokoll der letzten Sitzung lässt sich nicht finden. Wir sind schon verspätet und können jetzt den Schrank nicht mehr schliessen, die Türe hat sich verklemmt. Das ist ganz dumm, weil hier auch viele andere Leute vorbeikommen und die offene Türe Neugierige anziehen könnte. Wir eilen aber weg und kommen nun einige Minuten zu spät an die Sitzung. Der tüchtige Sekretär hat die Sitzung bereits eröffnet. Eine ganz erstaunlich grosse Zahl von Leuten ist gekommen, mindestens sechzig mögen es sein, der Saal ist voll. Wir kennen längst nicht alle, es hat Menschen hier, die wir nie zuvor gesehen haben. Wir sind im übrigen mit Anzug und Kravatte erschienen, was wir nie zuvor gemacht haben und gewiss von vielen Parteimitgliedern nicht gebilligt wird. Wir sehen aber, dass andere auch mit Anzug und Kravatte gekommen sind, offensichtlich in Erwartung von feierlichen Entscheiden und einer Art Tribunal. Einige mir unbekannte junge Leute tragen sogar grosse, farbige, offenbar modische Kravatten. Die Stimmung ist feindlich, wir haben aber keine Ahnung, was man uns vorwirft. Vielleicht viel zu grosse Passivität und Vernachlässigung der Verantwortung als Parteipräsident. Bis ich das Wort erhalte, verstreicht noch etwas Zeit, ich versuche daher, von einem Mitglied eine Traktandenliste zu erhalten, was aber nicht gelingt. Ich weiss nur, dass auf dieser Liste zwanzig Geschäfte figurieren, eine ganz unmögliche Zahl, die niemals an einem Abend bewältigt werden kann. Ich suche nicht nur eine Traktandenliste, sondern auch Notizpapier und Schreibzeug, beides ist nicht erhältlich. Jetzt endlich erhalte ich das Wort, begrüsse die Anwesenden mit den stets dafür verwendeten seelenlosen dummen Floskeln und tue so, als ob alles in Ordnung wäre. Wir haben eine lange Traktandenliste, sage ich, die wir nur bewältigen können, wenn wir die einzelnen Fragen zur Behandlung an Ausschüsse übergeben, wir können daher heute nicht materiell diskutieren. Wenn wir diskutieren, kämen wir an kein Ende, denn es sind hier sechzig Personen anwesend, und wenn jeder nur fünf Minuten sprechen würden, würde die Versammlung fünf Stunden dauern. Während wir reden, beginnen auch andere zu schwatzen, es wird immer lauter, bis man mein Wort kaum mehr versteht. Ich versuche, mich zum ersten Traktandum zu äussern. Dieses erste Traktandum, soviel weiss ich noch, ist die Wahl eines neuen Präsidenten. Ich weiss, dass das eine Riesengeschichte ist, ein ganzer langer Roman, eine Geschichte, die ich jetzt nicht darlegen kann, denn der Lärm wird immer grösser. Auch in den Nebenzimmern herrscht Lärm, und die Türen zu unserem Sitzungszimmer werden geöffnet. Ich versuche, äusserst summarisch zu berichten, komme aber nicht mehr zu Wort, auch wenn ich sehr laut rede. Wir sind ratlos, wissen nicht, wie es weitergehen soll.

Dienstag, 8. Januar 2013

Ein Klassenkamerad, einer, der uns immer voller Geheimnisse zu stecken schien, ein umtriebiger, durchtriebener Mensch, der alle kannte, von allen immer alles wusste, besonders von den Mädchen, ist im Besitz einer furchtbaren Bombe, die er um 18.30 Uhr zünden will. Wir wissen es, könnten noch intervenieren, haben aber zu grosse Angst und rennen davon. Wenn wir noch einen Zug erwischen könnten, würden wir gewiss aus dem Gefahrenbereich kommen, ganz gleich wohin der Zug fahren würde. Wir machen uns also davon, begegnen aber nun unserem Klassenklameraden, der aus einem Gebäude tritt, mit einer Pistole in der Hand, und sich auf den Weg macht zu seiner Bombe. Was sollen wir tun? Wir sind hin- und hergerissen. Sollen wir uns ihm in den Weg stellen? Er würde uns gewiss erschiessen. Jetzt hat er uns gesehen, kommt auf uns zu und zielt mit der Pistole auf uns. Wir stossen mit ihm zusammen, er verliert die Pistole, sie fällt zu Boden, wir kicken sie weg. Wie soll es nun weitergehen. Der Ausgang ist offen.