Montag, 26. Mai 2008

Wir liegen in einem grösseren Raum auf Matratzen, sind unterwegs, eine Reisegesellschaft mit Bekannten und Unbekannten. Vorübergehend sind wir hier untergebracht, nicht besonders fein, aber auch nicht schäbig, denn die Bettwäsche ist von erster Qualität. Es gibt grosse, leichte, luftige Decken, eine davon teile ich mit einer sehr jungen, aber zutraulichen Frau. Sie kommt sofort mit mir ins Gespräch und nähert sich uns, je länger wir schwatzen. Am Ende berühren sich unsere Hände, es ist uns ganz klar, dass wir zusammengehören, ich fasse die Hand und finde mit der anderen unter der Decke ihre zauberhafte junge Haut, eine sehr zarte Haut. Dummerweise sind aber noch viele andere Leute im Raum, es scheint, als würde man uns beobachten, wir dürfen nicht weiter gehen, im Gegenteil, wir sollten aufhören. Ich stehe auf, gehe in einen Nebenraum, in dem sich schäbige Toiletten befinden, mehrere Klosetts stehen ohne Trennwand nebeneinander, mein Pijama ist verklebt, ich sehe, dass ich in der Nacht einen Samenerguss gehabt habe und wische nun die vertrockneten Spuren weg.

Freitag, 16. Mai 2008

Es ist der Tag vor der endgültigen Entlassung aus dem Wehrdienst. Viele Soldaten versammeln sich, überall liegen Gepäckstücke und Gewehre, alles steht herum, in der Dorfmitte auf einem grossen Platz, oder hockt in den umliegenden Beizen. Ich vermisse den Effektensack mit meinem Ausgangstenue und die Schuhe. Wenn ich ihn nicht finde, werde ich am nächsten Tag Schwierigkeiten beim Abtreten haben. Spät am Abend suchen wir noch, gehen über den Platz, auf dem nun auch grosse flache Fleischstücke liegen, die in der Küche nicht mehr verwendet werden konnten und nun in der allgemeinen Aufbruchsstimmung von irgendwem einfach weggeworfen worden sind. Ich sehe ein kleines, wurmartig sich windendes Tierchen, das sich an den Fleischstücken zu schaffen macht. Ein Skorpion, rufen wir, ein Skorpion. Dunkle Gestalten streichen herum, Obdachlose, Bettler, die nach den Fleischstücken greifen. Dann eine Versammlung, alles setzt sich, gruppenweise, Kamerad zu Kamerad, ich stehe lange herum und finde meine Kollegen nicht. Am Ende liege ich zum Schlafen bereit im Kantonnement, in einem Saal, zwei Frauen erscheinen, Soldatinnen, die sich von mir verabschieden, eine küsst mich und sagt, sie wolle mich auch später noch sehen, privat, es ist eine schöne schlanke Frau, die aber das halbe Gesicht mit einer weissen Salbe eingeschmiert hat, wegen eines Ausschlags. Ich finde meine Sachen nicht und muss beim Abtreten zu einem Trick greifen, wie man eben im Militärdienst zu Tricken greift. Ich erscheine mit einer orangefarbigen Polizeijacke und tue so, als ob ich bis zuletzt bei der Verkehrsregelung eingesetzt worden wäre, das geht durch. Ein alter Hauptmann erscheint, mit einem versoffenen grauen Gesicht geht er vor uns auf und ab und erklärt, man müsse in Zukunft die Neuen besser integrieren. „Dann verteilen Sie das nächste Mal nicht 300 Mann auf 58 Zimmer“, ruft ein Soldat dazwischen. Der Hauptmann sieht ihn ernst an und sagt: „Es geht auch so! Es geht auch so!“

Sonntag, 11. Mai 2008

Später wollen wir in die Ferien fliegen, sitzen in einem kleinen, vollbesetzten Flugzeug dicht gedrängt nicht auf normalen Flugzeugsitzen, sondern auf einer langen, den Wänden entlang laufender Bank. Schon auf dem Flugplatz geht es abenteuerlich zu und her, wir fahren eine steile Rampe hinunter, die Bremsen sind nicht stark genug, das Flugzeug gewinnt an Fahrt und schlägt recht unsanft auf der Piste auf, was aber für den Start nicht weiter hinderlich ist. Auf dem Flug gelangen wir zu irgendwelchen tropischen Bergen, verlieren uns in einem engen Tal, streifen Bäume, fliegen ganz langsam an Behausungen vorbei, offenen Hütten, in denen unzählige Kultgegenstände zu sehen sind, aber keine Menschen. Am Ende landen wir auf einem englischen Flugplatz. Wir mussten umkehren, weil uns ein kleines Dokument fehlte, ein Impfausweis, der dann schlussendlich noch beschafft wird, mit viel Mühe. Wir sind erleichtert, jedem Passagier wird ein kleines Zettelchen verteilt, und es geht weiter.

Freitag, 9. Mai 2008

An der Klassenzusammenkunft will uns ein alter Lehrer, den wir eingeladen haben, eine Freude bereiten. Er hat einen Gesangsverein mitgebracht, der uns Lieder vortragen möchte. Aber unsere Klasse ist laut und nicht zum Zuhören zu bringen, ganz wie vor dreissig Jahren. Es wird gesprochen, geraschelt, geklappert. Der Lehrer ist traurig und verzweifelt, auch wir sind bedrückt, finden es schade um den grossen Aufwand und den guten Willen des Alten.

Mittwoch, 7. Mai 2008

Wir sind auf sehr hohen Stelzen unterwegs, etwa zehn Meter über dem Boden staken wir durch Strassen und Gärten eines Quartiers mit Einfamilienhäusern. Wir möchten gerne „landen“, brauchen aber dazu einen geeigneten Platz, und ein solcher ist weit und breit nicht zu finden. Wir kommen an einem Parkplatz vorbei, wo zwei Parteigenossen, ein stets fleissiger, rastlos tätiger Nationalrat und eine undefinierbare graue Eminenz in einen protzigen Landrover steigen und ins Wochenende fahren wollen. Es pressiert, wie immer. Pass auf, rufen sie mir zu, was machst du denn da. Irgendwie müssen wir zu Boden, aber hier liegt ein dicker Hund, hier spielt ein Kind, und junge Paare nehmen auf dem Rasen ein Sonnenbad. Wir denken über die Möglichkeit nach, mittels Fallschirm zu landen, aber ob das geht, scheint uns fraglich. Im übrigen ist es eine Werbeaktion, wir machen Werbung für eine neue Schokoladenmarke.

Freitag, 2. Mai 2008

Neue prächtige Bauten werden eingeweiht, viele weite Plätze, durch Treppen und Hallen verbunden, alles ganz in Stein, es gibt keine Bäume oder Grünflächen. Ich bin (zu spät) der Auffassung, dass bei dieser Gelegenheit ein Brauch hätte gestiftet werden sollen, ein Fest oder zum Beispiel auch ein Strassenlauf über das ganze Areal, um auch die späteren Generationen an die Einweihung zu erinnern.
Ich hörte im dem Nebenzimmer, in welchem die Kinder schliefen, ein gewaltiges, hohl tönendes Schlucken. Es war mir klar, dass das Schlucken mit einem der Kinder zu tun hatte, ein Kind war verschluckt worden. Ich erwachte sofort vor Schreck, aber der Traum sass so tief in mir, dass ich noch minutenlang an ihn zu glauben gezwungen war und nachher lange nicht mehr einschlafen konnte.