Es ist Nachmittag, ich bin an einer Sitzung in
der Stadt, in einer kleinen Arbeitsgruppe. Wir trennen uns gegen 16 Uhr, für
eine kurze Erholungspause, denn um 17 Uhr findet eine weitere, grössere und
wichtigere Sitzung im Bundespalast statt. Ich gehe zu meinem Velo und will
damit zum Sitzungsort fahren. Es ist aber falsch parkiert worden, auf einem
Abstellplatz für Motorräder, der aber leer war und auch jetzt noch nicht
benützt wird. Ich hätte an sich Verdacht schöpfen müssen, denn in der Stadt
sind Veloparkplätze immer überfüllt. Aus einer Autowerkstatt, die gleich neben
diesen Abstellplätzen liegt, kommen Arbeiter und erklären mir, dass es eine
Busse von 50 Franken geben werde. Es sind aber freundliche, gutmütige Leute,
die Witze machen und sagen, ich solle nur einen Fünfliber geben, dann liessen
sie mich laufen. Da ich offensichtlich zu einer höheren Klasse von Leuten
gehöre, sagen sie, ich würde sicher heute noch einen Rolls Royce sehen. Nein,
sage ich, einen Vauxhall. Ich gebe einen Fünfliber und mache ich mich auf den
Weg, der Himmel ist ganz schwarz, es droht ein Gewitter. Der Bundespalast
befindet sich in grosser Höhe, in einem Gebirge. Ich verpasse den richtigen Weg
und verirre mich, muss ohne Velo über steile Felsen hinaufklettern. Wenn ich
ausrutschen würde, würde ich gewiss hundert Meter einen Abhang hinunterstürzen.
Ich komme am Ende hinauf, zum Gebäude. Vor ihm treffe ich auf zwei Arbeiter,
Alphirten oder Gärtner, die sich wundern, dass ich den Aufstieg geschafft habe.
Sie wohnen in Erdlöchern. Sie zeigen mir jetzt den Eingang in den
festungsartigen Palast, zunächst nur ein kleines quadratisches Loch von etwa
einem Meter Länge, durch das ich mich unmöglich hindurchzwängen kann. Etwas
weiter weg aber findet sich dann doch eine Türe, die kompliziert zu bedienen
ist, aber in eine Art von Verkaufsraum führt, in welchem, offenbar für
Besucher, allerlei altmodische Andenken zu kaufen sind. Man zeigt mir eine
weitere Türe, die nun ins Innere des Palastes führt. Dieser ist aber
riesengross und hat mehrere Etagen. Es ist bereits 17 Uhr, ich sollte zum
Sitzungszimmer kommen, finde dieses aber nicht. Ich eile durch viele Gänge und
Räume, alles altertümlich und seltsam, wie in einem jahrhundertealten
englischen Schloss. Kein Ort kommt mir bekannt vor. Jetzt rennen junge Leute an
mir vorbei, ich muss aufpassen, dass sie mich nicht umwerfen. Fragen kann ich
niemanden, denn den Namen des Sitzungszimmers habe ich vergessen, es war ein
ungewöhnlicher französischer Begriff. In einem der Gänge schaut mich ein Mann
herausfordernd an. Ich befürchte Unannehmlichkeiten, er will aber nur seine
Künste zeigen. Er setzt sich und bildet mit seinem Körper sehr kunstvoll einen
runden Knäuel, aus dem Hände und Füsse herausragen, Zehen und Finger sind kaum
zu unterscheiden. Er kann beide bewegen und scheint irgendetwas zu berechnen
oder abzuzählen. Ich eile weiter. Wenn ich doch wenigstens einen Anhaltspunkt
finden könnte, einen Ort, den ich kenne, dann könnte ich von dort aus das
Sitzungszimmer finden.
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