Mittwoch, 11. Juni 2025

 

Es ist Nachmittag, ich bin an einer Sitzung in der Stadt, in einer kleinen Arbeitsgruppe. Wir trennen uns gegen 16 Uhr, für eine kurze Erholungspause, denn um 17 Uhr findet eine weitere, grössere und wichtigere Sitzung im Bundespalast statt. Ich gehe zu meinem Velo und will damit zum Sitzungsort fahren. Es ist aber falsch parkiert worden, auf einem Abstellplatz für Motorräder, der aber leer war und auch jetzt noch nicht benützt wird. Ich hätte an sich Verdacht schöpfen müssen, denn in der Stadt sind Veloparkplätze immer überfüllt. Aus einer Autowerkstatt, die gleich neben diesen Abstellplätzen liegt, kommen Arbeiter und erklären mir, dass es eine Busse von 50 Franken geben werde. Es sind aber freundliche, gutmütige Leute, die Witze machen und sagen, ich solle nur einen Fünfliber geben, dann liessen sie mich laufen. Da ich offensichtlich zu einer höheren Klasse von Leuten gehöre, sagen sie, ich würde sicher heute noch einen Rolls Royce sehen. Nein, sage ich, einen Vauxhall. Ich gebe einen Fünfliber und mache ich mich auf den Weg, der Himmel ist ganz schwarz, es droht ein Gewitter. Der Bundespalast befindet sich in grosser Höhe, in einem Gebirge. Ich verpasse den richtigen Weg und verirre mich, muss ohne Velo über steile Felsen hinaufklettern. Wenn ich ausrutschen würde, würde ich gewiss hundert Meter einen Abhang hinunterstürzen. Ich komme am Ende hinauf, zum Gebäude. Vor ihm treffe ich auf zwei Arbeiter, Alphirten oder Gärtner, die sich wundern, dass ich den Aufstieg geschafft habe. Sie wohnen in Erdlöchern. Sie zeigen mir jetzt den Eingang in den festungsartigen Palast, zunächst nur ein kleines quadratisches Loch von etwa einem Meter Länge, durch das ich mich unmöglich hindurchzwängen kann. Etwas weiter weg aber findet sich dann doch eine Türe, die kompliziert zu bedienen ist, aber in eine Art von Verkaufsraum führt, in welchem, offenbar für Besucher, allerlei altmodische Andenken zu kaufen sind. Man zeigt mir eine weitere Türe, die nun ins Innere des Palastes führt. Dieser ist aber riesengross und hat mehrere Etagen. Es ist bereits 17 Uhr, ich sollte zum Sitzungszimmer kommen, finde dieses aber nicht. Ich eile durch viele Gänge und Räume, alles altertümlich und seltsam, wie in einem jahrhundertealten englischen Schloss. Kein Ort kommt mir bekannt vor. Jetzt rennen junge Leute an mir vorbei, ich muss aufpassen, dass sie mich nicht umwerfen. Fragen kann ich niemanden, denn den Namen des Sitzungszimmers habe ich vergessen, es war ein ungewöhnlicher französischer Begriff. In einem der Gänge schaut mich ein Mann herausfordernd an. Ich befürchte Unannehmlichkeiten, er will aber nur seine Künste zeigen. Er setzt sich und bildet mit seinem Körper sehr kunstvoll einen runden Knäuel, aus dem Hände und Füsse herausragen, Zehen und Finger sind kaum zu unterscheiden. Er kann beide bewegen und scheint irgendetwas zu berechnen oder abzuzählen. Ich eile weiter. Wenn ich doch wenigstens einen Anhaltspunkt finden könnte, einen Ort, den ich kenne, dann könnte ich von dort aus das Sitzungszimmer finden. 

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