Dienstag, 29. November 2016


Wir wurden, mitsamt der Katze, vorübergehend in einer fremden Wohnung einquartiert, die Bekannten gehörte. Für die Katze gab es natürlich keinen Ort, an dem sie ihre Bedürfnisse hätte verrichten können, aber da sie sich, auch wenn es einen solchen Ort gegeben hätte, gewiss nicht darum gekümmert hätte, liessen wir der Sache ihren Lauf und warteten gelassen auf die Bescherung. Die Katze nahm sich viel Zeit dafür und suchte sich schliesslich einen Ort aus, den auch wir für sie hätten wählen können, nämlich eine Ecke, in der es nur Parkettboden gab und keine Teppiche oder Möbel. Es entstand ein sehr grosser, hoch gewölbter See, dessen Beseitigung uns einige Mühe kostete. Da wir nirgends einen geeigneten Lappen oder saugfähiges Papier finden konnten, kamen wir auf die Idee, Toilettenpapier zu verwenden, wobei wir gleich eine ganze Rolle verbrauchten, ohne dass wir die Sache abschliessend hätten beseitigen können. Hilflos hantierten wir mit den durchnässten Papieren, die tropften, wenn man sie aufhob.

Samstag, 26. November 2016


Wir haben es diesmal mit einem Mordkommando zu tun, das hinter uns her ist, gedungene Mörder, wir hören sie, wie sie sich an der Balkontüre zu schaffen machen. Wir schleichen weg, über Treppen, Keller, andere Wohnungen (wir befinden uns in einer Siedlung mit mehrstöckigen Reihenhäusern). Es gelingt uns, wie immer, zu entkommen, wir können uns aus der Gefahrenzone entfernen und stehen schliesslich auf einem Parkplatz, der bei der Autowaschanlage im Dorfzentrum errichtet worden ist. Dort steigen die Rolling Stones aus einem Auto, bizarr verkleidet, es sind aber, wie sich herausstellt, nicht die Originale, sondern Schauspieler, die in einem Film mitwirken. Es ist nicht ganz klar, ob der Film erst gedreht werden soll oder ob er bereits läuft und wir Figuren des Films sind. Es könnte sein, dass alles ein Film ist. Jetzt aber knallt es dumpf aus der Richtung, aus der wir gekommen sind. Es scheint, dass unsere Feinde in einer von ihnen selber verursachten Explosion in die Luft geflogen sind.

Donnerstag, 17. November 2016


Wir sind in der Romandie, in einem Club voller junger Leute. Im Hintergrund spielt, ohne dass ich sie sehen kann, eine Band. Im Vordergrund, auf der Bühne, werden auf einer Leinwand allerlei Bilder und Texte eingespielt, vor allem Kontaktanzeigen. Die Songs der Band nehmen, soweit wir es verstehen können, auf diese Kontaktanzeigen bezug. Als am Ende eines Stücks eine kleine Pause eintritt, ruft das Publikum: April, April! Es gibt offenbar einen beliebten Song, der diesen Titel trägt. Um uns hat es viel Raum. In einiger Entfernung sitzt eine junge Frau, die zerstreut eine Zeitung liest, interessanter dunkler Typus, wie wir ihn lieben. Nach einer Weile fragen wir die Schöne, sehr bescheiden und etwas verlegen, weil wir ja alt sind, ob sie vielleicht etwas schwatzen wolle. Sie lächelt und sagt ja, wir wissen nun aber dummerweise nicht, was wir sagen könnten, und suchen vergeblich nach einem Thema.

Mittwoch, 16. November 2016


Wieder einmal bin ich Parteipräsident in einer kleinen Sektion. Man erwartet viel von mir, tut aber selber wenig. Also bin ich auch aufreizend untätig und habe seit längerer Zeit weder eine Vorstandssitzung noch eine Parteiversammlung einberufen. Sollte nicht sogar die jährliche Hauptversammlung stattfinden? Ich raffe mich also wieder einmal auf und gehe die Post durch. Da wir vor einiger Zeit zu freiwilligen Spenden aufgerufen haben, sind einige Spenden eingegangen, einmal zwanzig, einmal fünfzig Franken, was nicht weiter erwähnenswert ist. In einem Umschlag ohne Angabe des Absenders finde ich nun aber Tausendernoten, unordentlich zusammengefaltet. Ich ordne und zähle sie. Es sind sieben. Hinzu kommt noch eine Zweihunderternote. Alles in allem ein ganz ausserordentliches, noch nie dagewesenes Ereignis. Wer hat wohl diese 7200 Franken gespendet? Ich muss der Sache sofort nachgehen und die Spende gebührend verdanken. Einer von unseren edlen und hochgestellten Genossen kann es nicht sein, denn sie hätten es mir gewiss gesagt und auch niemals Tausendernoten in einem Kuvert geschickt. Eigentlich kommt nur eine Person in Frage, ein älterer Herr, der nie viel für die Partei tut, aber die Versammlungen fleissig besucht und dort mir und dem Vorstand immer mit viel Freundlichkeit und Wohlwollen begegnet. Seinen Namen habe ich vergessen, Käser heisst er vielleicht, Käser oder irgendwie ähnlich. Kessler oder Kaiser. Ich werde auf der Mitgliederliste nachsehen und ihm, möglichst in Begleitung des Vizepräsidenten, einen Besuch abstatten. Noch ganz offen ist die Frage, was wir mit dem vielen Geld anfangen sollen. Gewiss ist, dass wir es nicht einfach weiter spenden dürfen, dem Arbeiterhilfwerk oder den Médecins Sans Frontières. Unser Gönner wünscht gewiss, dass wir es für unsere Gemeinde ausgeben oder gar für unsere Sektion.

Später träume ich, dass ich diesen Traum viele Jahre später einem Genossen in hoher Stellung erzähle, was diesen aber nur mässig interessiert.  

Sonntag, 6. November 2016

Man überrascht uns mit der Meldung, dass wir in den Grossen Rat gewählt worden sind. Wir glauben es zunächst nicht, sagen, dass wir doch gar nicht Kandidat gewesen wären und dass, wer nicht kandidiert habe, auch nicht gewählt werden könne. Man lacht und erklärt uns, dass wir doch Kandidat gewesen seien, man zeigt uns sogar die Liste und die Wahlpropaganda, wir haben unseren Namen übersehen, auch unser Bild, es ist eine ganz alte Photo, wir sehen ziemlich wild aus, ungekämmt, die Haare stehen nach allen Richtungen. Wir haben nicht am Wahlkampf teilgenommen, haben keinen Finger gerührt, und man hat uns trotzdem gewählt, wir sind im Wahlkreis Bern-Land sogar auf den ersten Platz gekommen. Jetzt müssen wir sehen, wie wir den Erwartungen der Wählerschaft gerecht werden. Wir können ihr wohl ganz und gar nicht gerecht werden, denn man hat uns gewiss aufgrund des radikalen, revolutionären Aussehens gewählt, das gar nicht unseren bürgerlichen Überzeugungen entspricht. Wir überlegen uns eine Erklärung, die wir vor der Fraktion abgeben wollen, vor der Fraktion, zu der wir überhaupt nicht passen, wir sind ja ganz konservativ, gehören eigentlich in die Schweizerische Volkspartei.