Mittwoch, 30. Mai 2012
Wir gewinnen mit einem erstaunlichen Abstand
einen längeren Lauf, den die Schüler eines Seminars oder Gymnasiums haben
absolvieren müssen. Unser Vorsprung auf den Zweitplatzierten beträgt mehr als
eine Minute. Wir messen aber diesem Erfolg keine besondere Bedeutung zu, gehen
den Teilnehmern aus dem Weg, kleiden uns rasch um und gehen unsere Wege. Die
Räumlichkeiten, die uns am Ziel zur Verfügung stehen, befinden sich in einem
erbärmlichen Zustand, die Toilette ist fast nicht benützbar.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Langer Kampftraum, zuerst eine Art von Spiel oder
Wettkampf. Man wird verfolgt, muss sich verstecken, muss schnell sein, und das
sind wir ja immer, wir können uns problemlos retten. Dann aber wird das Spiel
gefährlicher. Es treten neue Gegner auf, Dämonen, uralte Sagenfiguren,
Gespenster in japanischen oder türkischen Rüstungen, sie werden Geten genannt. Mit ihnen ist nicht zu
spassen. Wir fliehen in einen Geländeteil, der sicher ist, weil sie dort
offenbar keinen Zutritt haben. Wir wagen uns aber auch wieder in die Kampfzone.
Auf dem Weg dorthin strömen uns Flüchtlinge entgegen, unter ihnen sind
ehemalige Arbeitskollegen, die wir sofort an ihren charakteristischen
Einstellungen und Haltungen erkennen. Einer tadelt uns. Einem geben wir von
hinten eine Kopfnuss, er merkt es aber nicht einmal oder will es nicht merken,
er sieht sich jedenfalls nicht nach uns um. Einer begleitet uns treu und mutig,
wir machen mit ihm eine Runde im Kampfgebiet, aus welchem weiterhin Menschen
fliehen.
Samstag, 12. Mai 2012
Ich habe einen sehr
trotzigen und unnachgiebigen Knaben als Feind, es kommt zu einem Handgemenge
und schliesslich zu einem erbitterten Ringkampf, in dem es meinem Feind gelingt,
ein herumliegendes Küchenmesser zu ergreifen. Ich wäre verloren, wenn er sich
nicht im letzten Augenblick noch besinnen würde, wir lassen voneinander ab,
aber ohne uns zu versöhnen.
Sonntag, 6. Mai 2012
Dann
wird Eile mit Weile gespielt, ich
habe Pech, alle sind schon mit ihren letzten Toggeli unterwegs, ich aber bin
noch oder wieder mit allen zu Hause. Ich komme nicht hinaus, weil mein Würfel
nie eine Fünf zeigt, weil meine Lage so hoffnungslos ist, erlaubt man mir, mit
mehreren Würfeln zu spielen, ich nehme also eine ganze Handvoll Würfel und habe
sofort zwei Fünfer und mit dem zweiten Wurf sogar vier. Es entsteht eine
riesige Bank, an der niemand vorbeikommt, und ich habe nun auch wieder Chancen,
die anderen einzuholen, weil ich ja ungestört und schnell alle meine Toggeli
über die Runden führen kann. Allerdings muss nun gut auf die Bank aufgepasst
werden, damit die Rangfolge der dort wartenden Toggeli nicht durcheinander
gerät.
Dienstag, 1. Mai 2012
Später sind wir an einem Konzert von Bruce Springsteen, das seltsamerweise in einem kleinen schäbigen Saal stattfindet, in dem nicht einmal alle Stühle besetzt sind. Das ist für uns kaum zu fassen, denn Springsteen tritt doch bekanntlich nur in grossen Stadien und vor Zehntausenden auf. Wir sitzen mit einigen wenigen anderen Besuchern hinter der Bühne, wo man auch auf einer Art Empore einige Stühle hingestellt hat. Springsteen erscheint, mit seiner Band und scheint sehr erstaunt zu sein, hier an diesem Unort vor solchem Publikum spielen zu müssen. Er fasst sich aber sofort und legt los in seiner üblichen wohlbekannten und von uns geliebten Art. Nur dass das Publikum brav und still dasitzt und nicht mitgeht. Das bringt Springsteen nicht aus seiner Routine, er arbeitet schwer, lacht, schreit, ruft, ist begeistert, hat sofort seine üblichen Schweissausbrüche, sein Hemd wird klatschnass. Er scheint sich hauptsächlich mit sich selber zu beschäftigen, hängt seinen eigenen Träumen nach, spielt für sich selber und dreht sich sogar vom Publikum weg, wobei er dann aber uns sieht, wie wir hinter der Bühne stumm auf unseren armseligen Stühlen sitzen. Er steht nahe vor uns, blickt auf uns, mit erstaunten Augen, es scheint sich ein Verständnis zu ergeben, er lächelt, produziert seine Schwerarbeiter-, Glücks- und Heilsgrimassen, übertreibt diese sogar, macht sich über sich selber lustig, dies aber nur für wenige Sekunden. Dann dreht er sich weg und überlässt sich seinen Automatismen. Dass er nicht zufrieden ist, zeigt sich darin, dass es nach wenigen Stücken eine Pause gibt, in welcher wir ihn, da es keine Garderobe gibt, etwas ratlos und enttäuscht mit seinen Musikern herumstehen sehen. Auch die Konzertbesucher stehen herum, sehr unbeteiligt und eigentlich desinteressiert. Die Stimmung ist lausig. Dann ruft Bruce seine Leute wieder auf die Bühne, es geht noch weiter, aber vermutlich nicht mehr lange.
Abonnieren
Posts (Atom)