Montag, 22. März 2010
In einem tiefen engen Gebirgstal, einer Schlucht, soll der Felsboden gelockert und aufgesprengt werden. Wir tun dies, indem wir schwere Kisten mit Dynamit vom Rand der Schlucht in die Tiefe werfen. Wenn die Kisten mit genügender Geschwindigkeit auf den Boden prallen, explodieren sie. Bei der ersten Kiste gelingt das, es erfolgt ein gewaltiger Knall und ein schweres Beben. Die zweite Kiste aber schlägt im Fallen auf und bleibt auf halber Höhe auf einem Felsband liegen, unerreichbar. Auch eine dritte Kiste erreicht den Grund nicht. Wir müssen die Sprengungen abbrechen, was auch wieder seine guten Seiten hat, denn die Landschaft am Ausgang der Schlucht, die durch die Sprengungen zerstört worden wäre, ist von grosser Schönheit und mit Preisen ausgezeichnet worden. Vor dem Eingang zur Schlucht befindet sich ein weites Feld voller violetter Blumen, und hinter diesem Feld ein See, der begrenzt wird durch breite Schilfgürtel. Diese einmalige Landschaft mit ihren wunderbaren und berühmten Farben wäre von uns zerstört worden. Das weitere Vorgehen ist nun nicht klar.
Freitag, 19. März 2010
Wir sind an einer Versammlung, ein Wichtigtuer sitzt neben uns, ein etwas schmuddeliger, langhaariger Kerl, der aber offensichtlich mächtig und einflussreich ist. Er hat die dumme und lästige Angewohnheit, dass er, wenn er uns etwas fragt, was häufig vorkommt, uns nachher sein Ohr zuwendet, das heisst sein Ohr direkt an unseren Mund legt, wie wenn das, was wir antworten, ein phantastisches Geheimnis wäre. Er stellt uns dabei auch Fragen, auf die er gar keine Antwort haben will, er geniesst es, den Eindruck zu erwecken, dass wir ihm wichtige Dinge ins Ohr sagen würden, wir haben daher mehrmals dieses Ohr vor den Lippen, ohne dass wir etwas zu sagen wüssten, wir sagen dann einfach irgendetwas, und das ist ihm dann ganz recht so, er erreicht den Effekt, den er erreichen will.
Donnerstag, 11. März 2010
Wir arbeiten noch spät in der Nacht im Bundeshaus und besuchen, bevor wir gehen, kurz die grossen Elephanten, die dort gehalten werden. Es sind dies Staatselephanten, die mit ihrem Gewicht, ihrer Ruhe, ihrer Langsamkeit die Staatsgeschäfte im Gleichgewicht halten und die überforderten Beamten beruhigen sollten. Wir betrachten still die mächtigen Tiere, die wie dunkle Felsen regungslos am Boden liegen und sich nicht rühren. Dann, beim Ausgang, treffen wir die Bundeskanzlerin, auch sie hat noch gearbeitet und geht jetzt nach Hause. Wir sprechen kurz über die Elephanten. Wie schön es doch ist, dass es diese Tiere hier gibt, sagen wir, man kann gut bei ihnen und mit ihnen meditieren.
Mittwoch, 3. März 2010
Auf dem Weg zur Arbeit begegnen wir einem Quartett, das Brahms spielt, sehr schöne Musik, wir bleiben stehen, hören zu, sehen zu, die Musiker gefallen uns, vor allem der Cellist im Vordergrund, ein fester, bärtiger Mann und der Pianist, der in langen schönen Partien sehr zur Geltung kommt, den wir aber nur hören und nicht sehen. Ein Satz wird beendet, ein neuer Satz beginnt. Der Cellist klopft vorher mit seinem Bogen mit raschen Schlägen an sein Instrument und erklärt lächelnd, dass er, als Teilzeitmusiker, sich und den anderen eben zeigen müsse, dass es jetzt mit Achtelsnoten weitergehe, sie würden das manchmal übersehen und viel zu langsam weiterfahren.
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