Donnerstag, 24. Dezember 2009
Wir verfehlten eine Ausfahrt, verirrten uns und hielten am Ende auf einer kleinen Landstrasse an. Wir hätten irgendwo ein Phantom beschaffen sollen, eines von diesen Geräten, mit denen die Samariter und die Sanitätssoldaten die Beatmung von Bewusstlosen üben, einen zusammensetzbaren Kopf aus Kunststoff, mit beweglichem Kiefer und einer auswechselbaren Mund- und Nasenpartie aus Gummi, in deren Löcher man blies, um damit eine „Lunge“ zu füllen, ein Plastiksäcklein, das sich hob und senkte und jeweils nach einiger Zeit ausgewechselt werden musste, weil sich Wasser in ihm ansammelte. Ein solches Phantom nun fehlte uns dringend, wir waren nämlich beauftragt worden, ein solches Gerät für die Parteiarbeit zu holen, die sozialdemokratische Partei des Dorfes, in dem wir lebten, wollte ein solches Gerät, nicht in Ausleihe, sondern als ständigen Besitz. In unserer Verlegenheit erklärten wir, wir könnten ein Phantom selber herstellen, das sei ganz leicht. Man war ziemlich erstaunt über diese Ansicht und fragte uns, wie wir denn das machen wollten. Mit etwas Lehm, sagten wir, mit Lehm würde das gehen. Man zeigte uns sodann einen Bauernhof, wo es vermutlich Lehm geben würde, wir waren uns aber am Ende nicht so sicher, ob wir damit tatsächlich ein Phantom fabrizieren könnten, und überlegten uns, wie wir uns am besten aus der Affäre ziehen könnten, vielleicht durch einen Austritt aus der Partei, dachten wir, und besahen uns nachdenklich ein grosses Buch, in welchem in schöner Blockschrift die Namen der Mitglieder verzeichnet waren, eine lange Liste voller ehrwürdiger Persönlichkeiten, aus deren Kreis wir uns doch wohl nicht einfach so verabschieden konnten.
Montag, 21. Dezember 2009
Später in einem Spital. Wir putzen freiwillig einen Gang, der seit langem geputzt werden sollte. Am anderen Ende des Ganges ist eine Putzequipe tätig, wir teilen ihr mit, dass wir den vorderen Teil geputzt hätten. Sie nehmen das gleichgültig zur Kenntnis, sagen, sie seien dort nicht zuständig. In den Zimmern liegen viele Kinder, sie tragen schwere Brandwunden, von einem schweren Unfall, der sich kürzlich ereignet hat. Manche Mütter sitzen bei ihnen, wir aber haben mit der ganzen Sache nichts zu tun, es ist nicht klar, wieso wir da sind und die Initiative zum Putzen ergriffen haben.
Sonntag, 13. Dezember 2009
Wir sind auf einer Expedition, mit vier reiselustigen Kollegen, halb Beamte, halb Politiker, wir bereisen eine frühere Welt, eine Art Inka- oder Aztekenreich. Wir ziehen durch den Urwald, verfolgt von feindlichen Indianern, und finden uns am Ende eingesperrt in einem fast leeren Raum, ein Zimmer ohne abschliessbare Türe, wir stemmen uns gegen diese Türe, auf der anderen Seite schlagen die Indianer dagegen, die Lage scheint aussichtslos, wir überlegen uns, wie wir uns bewaffnen und verteidigen könnten, im Raum gibt nur es ein Bündel Bambusstauden und auf einem Gestell zwei Scheren. Was ist zu machen? Vielleicht liesse sich eine Flöte schnitzen, vielleicht könnten wir mit dem plötzlichen Lärm die Feinde verjagen, vielleicht könnten wir auch kleine Spiesschen anfertigen, die aber gewiss völlig wirkungslos wären, denn der Bambus ist weich und biegsam, auch die Scheren nützen uns kaum etwas, die Wilden sind nämlich mit Beilen, Messern und Spiessen bewaffnet. Wir sprechen davon, einen um den anderen einzulassen und zu töten, das wäre vielleicht eine Möglichkeit, die Türe nur für einen Moment öffnen, bis der erste Teufel im Zimmer ist, dann die Türe wieder schliessen und zu viert den Kerl überwältigen. Aber ob wir damit Erfolg haben würden, ist völlig offen, wir sind nämlich alle unsportliche Erscheinungen und würden wohl auch zu Viert im Kampf gegen einen einzelnen Krieger unterliegen. Da zeigt uns unser Delegationsleiter, es ist dies kein Geringerer als alt Ständerat N***, plötzlich einen Revolver, er hatte ihn in der Tasche mitgeführt, er nehme immer einen Revolver auf Reisen mit, sagt er lächelnd, wie wenn er sich entschuldigen müsste.
Freitag, 4. Dezember 2009
Grosser, stundenlanger Gleitschirmflug, nicht ohne Gefahren, einmal fliegen wir an einem riesigen Luftschiff vorbei, das in weitem Umkreis von Stacheldraht umgeben ist, wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit ihm in Berührung kommen. Unter uns Gewässer, wir sehen zu, wie ein gewaltiger Beton- und Stahlkoloss in der Elbe versenkt wird, es ist dies ein ausgedientes Atomkraftwerk, das man auf diese Art entsorgen will, dann sehen wir grosse Schiffe, die in niedrigen Gewässern auf Grund gefahren sind. Schliesslich kommt es zur Landung, wir kreisen über der Lagune von Venedig und landen sicher in der Nähe des Dogenpalastes auf den Riva degli Schiavoni, nicht ohne nochmals elegant einer letzten Gefahr, einer dahinrasenden langen Komposition aus Schnellbooten, einer Art ICE-Zug in Schiffsform, auszuweichen.
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