Sonntag, 24. Februar 2008

Wir, als ein älterer Herr, geraten eher zufällig in die Gebäulichkeiten der Universität Zürich, wir kommen in einen grösseren Hörsaal, der gut besetzt ist, es sind gewiss etwa zweihundert Studentinnen und Studenten, die auf das Erscheinen des Professors warten, wir haben keine Ahnung, wer es sein könnte und setzen uns aus purer Neugierde in die hinterste Reihe, der Professor erscheint und beginnt schwungvoll und ziemlich theatralisch seine Vorlesung, es geht um Literaturwissenschaft, um eine Schriftstellerin, deren Namen er bedeutsam an den Anfang seiner Vorlesung stellt. Nach ein paar Sätzen ist die Vorlesung aber beendet, der Professor verschwindet kommentarlos, eine Putzfrau erscheint und erklärt, die Vorlesung sei zuende, dem Professor sei unwohl, er komme immer nur für eine Minute, um das Honorar nicht zu verlieren, das junge Publikum lässt sich das gefallen, die Bänke leeren sich langsam, die Studentin neben uns, die vor der Vorlesung in einem Buch gelesen hat, steht auf, ohne uns die geringste Möglichkeit zu geben, mit ihr ins Gespräch zu kommen, wir wollten sie doch fragen, was sie lese, das war gewiss etwas Interessantes. Jetzt sehen wir, wie sie das Buch zurückstellt in eine kleine Präsenzbibliothek, wir treten hinzu und sehen, dass es ein ganz gewöhnliches und dummes Buch über Automobile war, das sie eher zufällig und wohl aus Langeweile aus dem Regal genommen hatte. Wir gehen hinaus, treten ins Freie, kommen zur Mensa, die neben den Verpflegungsmöglichkeiten für die Studenten einen gepflegten Teil enthält, ein Restaurant, alle Tische sind gedeckt, überall leuchten Kerzen, das Restaurant ist reserviert, es steht irgendein Essen bevor, vielleicht eine Feier, vielleicht wird eine erste Vorlesung gefeiert, vielleicht gibt es hier, denken wir, sogar eine vollständige Vorlesung, ein Ereignis, das dann entsprechend gefeiert werden muss. Wir gehen weiter, kommen zu einem grossen Platz, Studentinnen und Studenten sitzen auf Bänken und Mäuerchen, Platten und Steinen, ein Clown mit seiner Partnerin sorgt für Unterhaltung, es ist, wie wir sehen, ein sogenannter Brutalo-Clown, ein Spassmacher, der besonders grobe Scherze darbietet, er trägt seine Partnerin auf einer Stange und lässt diese Stange von Zeit zu Zeit mit viel Geschrei und Schwung zu Boden fallen, es sieht so aus, als ob die Frau dabei schwer verletzt würde, wir sehen aber aus der Nähe, dass es Stossdämpfer hat, die den Fall abschwächen, sehen aber auch, dass die Frau trotzdem noch einiges abbekommt. Dann sucht sich der Clown Leute aus dem Publikum aus, er gerät an eine kleine dünne Französin, die er vorne an ihrem weiten Kleid fasst, er will ihr zeigen, wie schön es wäre, wenn sie grosse Brüste hätte, die Französin ist beleidigt und geht schimpfend weg, dann entdeckt er leider uns, wir sind für ihn natürlich eine günstige Gelegenheit, eine grossartige Witzfigur, tragen einen seltsamen, altmodischen Anzug, sehen aus wie ein spleeniger Engländer, das muss den Clown reizen, er springt uns nach, packt uns, lädt uns kurzerhand auf seinen Rücken und trägt lachend uns herum, Rücken auf Rücken, ohne allerdings viel Aufmerksamkeit zu finden. Er befiehlt einer Frau, sich hinzulegen, auf den Rücken, und scheint die Ansicht zu haben, uns auf diese Frau zu legen, die Frau legt sich hin, wir kommen kurz ins Gespräch mit ihr, schlagen ihr eine gemeinsame Flucht vor, wollen mit ihr diesem Bösewicht entkommen, der Clown rennt dreht nun aber eine Runde mit uns und erzählt allen, wir hätten gehofft, auf diese Frau gelegt zu werden, was das Publikum aber nicht weiter beeindruckt, die jungen Leute sitzen schwatzend oder lesend herum und beachten den Clown nicht weiter.

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